Die Ochsenfurter SPD hatte zu einer Wanderung durch ein besonderes Schutzgebiet in Goßmannsdorf eingeladen, das ein Teil des Schutzgebietsnetzes Natura 2000 darstellt: Der Goßmannsdorfer Biologe Dr. Cord Tappe, ein ausgezeichneten Kenner der Natur rund um den Ortsteil, führte die Gruppe durch dieses besondere Schutzgebiete und zeigte dabei die Besonderheit von Landschaft und Pflanzen auf. Vom Schafbach ging es zu den orchideenreichen Trockenrasengebieten auf den Muschelkalkhängen am Maindreieck.
Dr. Cord Tappe stellte dabei die wertvollen Pflanzen dieses Schutzgebietes vor: Das Helm-Knabenkraut ist wie alle in Europa vorkommenden Orchideenarten unter strengem Schutz europäischer und nationaler Gesetze. Auch die Bocks-Riemenzunge ist deshalb in Deutschland als Orchideenart vollkommen geschützt. Die Wandergruppe war beeindruckt von der Vielzahl der hier vorgefundenen Orchideen. Wie kommen diese wärmeliebenden Pflanzen an die Mainhänge? Untersucht und geschützt wird dieses Phänomen im Rahmen des „LifeNaturprojekts MainMuschelkalk“.
In nacheiszeitlichen Wärmezeiten vor ca. 10.000 Jahren war es im Mittel wärmer im Vergleich zu unseren heutigen mittleren Temperaturen. In dieser Zeit sind viele Pflanzenarten aus dem Mittelmeerraum in unsere Region vorgedrungen. Die meisten der vorkommenden Orchideenarten, insbesondere die Ragwurz-Arten, sind mediterrane Florenelemente. Als die Temperaturen in der Bronze- und Eisenzeit um 2 - 4 °C im Jahresmittel wieder abnahmen, konnten sich viele dieser Arten an den trockensten und heißesten Standorten im Naturraum halten und überdauern seither hier, oft weitab von ihren heutigen Schwerpunktvorkommen.
Das „LIFE+-Förderprogramm“ wurde 2012 von der EU zur Entwicklung von Flora-Fauna-Habitat-Schutzgebieten (FFH) aufgelegt. Mit Bedauern musste Dr. Cord Tappe nun feststellen, dass die beiden Hinweis-Schilder auf dieses LIFE-Projekt in Goßmannsdorf herausgerissen worden waren. Der Goßmannsdorfer Biologe befestigte deshalb zumindest eines provisorisch wieder an einer Ruhebank. Für die Wandergruppe blieb dabei die Frage, wie es in diesem besonderen Schutzgebiet künftig mit der Nutzung der vorhandenen Steinbrüche weitergehen wird. Hier müsse eine sorgfältige Abwägung zwischen den Erfordernissen des Naturschutzes und den wirtschaftlichen Interessen erfolgen – so Dr. Cord Tappe.
Auf dem weiteren Wanderweg führte der Goßmannsdorfer Naturschützer die Gruppe durch die Hasenleite: Dieses Gebiet war als Ausgleichsfläche von der Stadt Ochsenfurt ausgewiesen und mit Neuanpflanzungen aufgewertet worden. Mit großem Verdruss wies Dr. Tappe nun auf die unzureichende Pflege dieser Ausgleichsmaßnahme hin: Aufwendig angepflanzte Bäume sind umgefallen bzw. werden die kommende Zeit nicht überdauern. Die Ochsenfurter Sozialdemokraten werden deshalb diese unzureichende Pflege aufnehmen und auf eine kurzfristige Abhilfe drängen. Abschließend bedankte sich Stadtrat Gerhard Grünewald bei Dr. Cord Tappe für die eindrucksvolle Führung durch ein kaum bekanntes Stück Naturlandschaft in Goßmannsdorf.
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Die Fauna-Flora-Habitat- oder FFH-Richtlinie (FFH-Gebiete) bildet zusammen mit der Vogelschutz-Richtlinie (SPA-Gebiete) dieses europäische Naturschutzprojekt "NATURA 2000", das Arten und Lebensräume innerhalb der EU in einem Länder übergreifenden Biotopverbundnetz schützen und damit die biologische Vielfalt dauerhaft erhalten soll. Wesentliche Bestandteile beider Richtlinien sind Anhänge, in denen zu schützende Arten und Lebensräume sowie einzelne Verfahrensschritte benannt und geregelt werden. Im Bayerischen Naturschutzgesetz sind diese europäischen Vorgaben seit dem 01.09.1998 in Landesrecht umgesetzt.