Vor 110 Jahren wurde die Ochsenfurter SPD gegründet. In der SPD-Chronik – verfasst von Hans Lanig – ist zu lesen:
„Am 15. September 1907 fand im Saale des Gasthofes „Zur Schnecke (heute Buchhandlung zum Turm) eine öffentliche Volksversammlung statt.
Im „Bezirksamtsblatt für die königlichen Amtsgerichte Ochsenfurt und Aub wurde darüber am 19. September 1907 berichtet:
„Herr Kern aus Heidingsfeld referierte. Der Redner schilderte in trefflichen Worten, wie die Sozialdemokratie entstanden ist, beleuchtete eingehend deren seitheriges Wirken, was sie will, was sie erstrebt. Nachdem er schließlich ihr Endziel näher erläutert hatte, erreichte der von den überaus zahlreich Versammelten mit lebhaftem Beifall aufgenommen zweistündige Vortrag sein Ende. Nach einer kurzen Pause ergriff der Referent das Schlusswort und forderte die Anwesenden auf, sich nicht bloß gewerkschaftlich, sondern auch politisch zu organisieren. Nach der Versammlung brachte der Arbeitergesangsverein Marktbreit noch einige exakt gesungene ernste Wesen zu Gehör."
Die Worte des Genossen Kern scheinen auf fruchtbaren Boden gefallen zu sein. Ein paar Ochsenfurter Arbeiter blieben nach dem Ende der Rede noch beim Bier sitzen und beschlossen, es den Heidingsfeldern, Kitzingern und Marktbreitern nachzutun und auch in ihrer Kleinstadt einen sozialdemokratischen Verein zu gründen. Am 30. 9. 1907 wurde die Gründung des „Sozialdemokratischen Vereins Kitzingen, Sektion Ochsen-furt“ auf dem Rathaus zu Protokoll gegeben, in der Magistratssitzung am 1. 10. zur Kenntnis genommen und am 3. Oktober im Amtsblatt veröffentlicht.
Was die Gründung eines Sozialdemokratischen Vereins für eine Kleinstadt mit 3000 Einwohnern be-deutete, wird klar, wenn man sich die politische Situation des Jahres 1907 vorstellt. Es war die sogenannte „gute alte Zeit“. Das Deutsche Reich regierte Kaiser Wilhelm II., der mit hochgezwirbeltem Schnurrbart.
In Bayern regierte nach dem Tode unseres Märchenkönigs der Prinzregent Luitpold, sein Statthalter in Ochsenfurt war der Bezirksamtmann Otto. Auf dem Rathaus walteten Bürgermeister Aurich und Stadtsekretär Gerber mit einem rein bürgerlichen Stadtmagistrat, bestehend aus Holzhändlern, Brauereibesitzern, Bankiers, Getreidehändlern, Handwerksmeistern, Ökonomen und Privatiers.
Aber der Fortschritt war auch in Ochsenfurt nicht mehr aufzuhalten. Im Jahre 1907 wurde die Gaubahn eröffnet, mit dem Bau der Wasserleitung von Rittershausen her begonnen und auf den Gütern der Herren Heil in Tückelhausen und Horsch in Gelchsheim mit dem Anbau der Zuckerrüben großflächig angefangen.“
Für das Jubiläumsfest wurde als Gastrednerin Dr. Barbara Hendricks, Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit gewonnen. Als weitere prominente Gäste erwarten wir Staatssekretär a.D. Walter Kolbow, SPD-Bundestagskandidatin Eva-Maria Linsenbreder und die Europa-Abgeordnete Kerstin Westphal. Moderiert wird die Veranstaltung vom Ochsenfurter SPD-Landtagsabgeordneten Volkmar Halbleib. Die Veranstaltung wird musikalisch umrahmt von den Mini-Rebellen Hohestadt und dem Eitschberger-Ensemble. Darüber hinaus wird es einen unterhaltsamen Streifzug durch 110 Jahre SPD Ochsenfurt geben.
Alle Ochsenfurterinnen und Ochsenfurter sind herzlich eingeladen.