Die Ochsenfurter SPD hatte sich in diesem Herbst mit guten Grund Lothringen als Ziel ausgesucht und damit auch die Stadt Verdun: Vor 100 Jahren tobte hier die Vernichtungsschlacht des 1. Weltkrieges, die bis heute die Erinnerung an diesen Krieg entscheidend prägt. Diese Vernichtungsschlacht traf mit Lothringen ein Land, das einen faszinierenden jahrhundertealten Schmelztiegel zwischen der französischen und der deutschen Kultur darstellt.
Dies wurde auch auf der ersten Station der SPD-Reise in Metz deutlich: Diese Stadt ist bis heute in vielen Bauwerken neben der französischen Architektur auch deutlich von der deutschen Besatzungszeit nach 1871 geprägt. Beim Besuch der mächtigen Kathedrale war die Reisegruppe zudem beeindruckt von den herrlichen Glasfenstern aus verschiedenen Jahrhunderten: Vor allem die modernen Glasfenster Marc Chagalls mit ihren leuchtenden Farben hinterlassen einen unvergesslichen Eindruck. Hochmodern präsentiert sich das im Jahr 2010 eröffnete neue Centre Pompidou, das der Japaner Shigeru Ban spektakulär gestaltete. „Zwischen zwei Horizonten“ war das Thema einer aktuellen Bilder-Ausstellung deutscher und französischer Avantgarden – ausgeliehen aus dem Saarlandmuseum. Damit spiegelte das Centre für die Reisegruppe den Geist Europas wider, der heute die Länder Frankreich und Deutschland eng verbindet.
Am zweiten Reisetag stand Nancy mit seinem prächtigen Place Stanislas, einer der schönsten Plätze der Welt, im Mittelpunkt. Der ehemalige polnischen König Stanislaus I. Leszczyński, der nach der Niederlage im Polnischen Erbfolgekrieg 1737 durch seinen Schwiegersohn Ludwig XV. mit dem Herzogtum von Lothringen und Bar abgefunden wurde, entwickelte hier eines der bedeutendsten Ensembles aufgeklärt-absolutistischen Städtebaus.
Am Nachmittag wurde dann in der mittelalterlichen Altstadt von Nancy der ehemalige Großherzogliche Palast, in dem sich heute das Historische Museum befindet besichtigt. Hier wurden u.a. Radierungen Jacques Callot vorgestellt, der mit Szenen des 30-jährigen Krieges die Brutalität dieses Krieges anprangerte. Die Kriegsgreuel des 20. Jahrhundert wurden der Reisegruppe am dritten Tag in Verdun einmal mehr verdeutlicht. Die Gedenkstätten und das Museum der Schlacht von Verdun zeigen das nahezu unmenschliche Leiden der französischen, deutschen und amerikanischen Soldaten, die in diesem Abschnitt der Westfront kämpften. Toni Gernert erinnerte daran, dass mindestens 16 Ochsenfurter hier gefallen sind – ihre Namen zeigen auf, wie stark die Leiden dieses Krieges bis heute von vielen Ochsenfurter Familien empfunden werden. Ebenso einfühlsam wie kenntnisreich wurde die Gruppe dabei von einem deutschstämmigen ehemaligen Soldaten der Fremdenlegion geführt.
Die Rückfahrt am vierten Reisetag ging entlang der malerischen Mosel zur Zitadelle Sierck-les-Bains, wo der Fluss eine fast 400 m hohe Sandsteinbarriere durchbricht. Bei der Besichtigung der Villa von Borg und der Rekonstruktion einer römischen Villa Urbana in Nennig mit einem herrlichen Mosaikfußboden wurde allen Mitreisenden deutlich, dass Lothringen schon zur Zeiten der Römer durch deren hochstehende Kultur entscheidend entwickelt wurde. Bei staufreier Autobahn erreichte die Reisegruppe am Abend wieder das heimatliche Ochsenfurt.