Altes Neues oder neues Altes für die SPD - Baugebiete oder Innenentwicklung für Ochsenfurt?

23. März 2017

„Wir brauchen eine breite Diskussion über das Thema Baugebiete. Sie darf nicht nur im Rathaus geführt werden.“ – dieser Wunsch von 3. Bürgermeister Joachim Eck wurde beim Bürgerforum der SPD Ochsenfurt vollends erfüllt. Zusammen mit zahlreichen Bürgerinnen und Bürgern diskutierten die Sozialdemokraten im vollen St. Thekla-Pfarrsaal Möglichkeiten der Innenentwicklung und die Idee einer Bebauung am Dümmersberg.

Die Debatte wurde dabei zunächst mit einigen zentralen Daten und Fakten zur demographischen Entwicklung gefüttert. Anschaulich zeigt Erlachs Ortssprecher Tilo Hemmert, dass Ochsenfurt eine „alte“ Stadt geworden ist - und auch weiter altert. Über 60% der Ochsenfurter sind über 40 Jahre alt. Zeubelried ist mit einem Durchschnittsalter von 50 Jahren der „älteste“ Ortsteil, während Tückelhausen der „jüngste“ Ortsteil ist mit 42 Jahren. Der Trend der Bevölkerungsentwicklung für Ochsenfurt zeige in den letzten Jahren nach unten, obwohl die Bevölkerungsvorausberechnung des Statistischen Landesamtes für den Landkreis Würzburg einen kleinen Anstieg der Einwohnerzahlen in den nächsten 20 Jahren prognostiziert.

In Fahrt kam die Diskussion, als die Ideen zu einer Bebauung des Dümmersbergs sowie die Analysen zum Leerstand präsentiert wurden. Beide Studien gehen von einem Bedarf von ca. 360 Wohneinheiten bzw. ca. 27 ha in den nächsten 12 Jahren aus. Die entscheidende Frage ist, wie dieser unstrittige Bedarf gedeckt werden kann. Anhand der Zahlen zu Leerständen und Baulücken von knapp 27 ha, vorwiegend in den Stadtteilen, stellt sich die Frage nach der Notwendigkeit eines großen neuen Baugebiets. „Diese Zahlen der Baulücken stellen eine theoretische Größe dar, da die Grundstücke und Häuser in privater Hand sind,“ stellte Joachim Eck fest. Man könne und werde keinen Eigentümer zwingen, seinen Grund zu veräußern. Er ist überzeugt, dass die Stadt neue Baugebiete auf eigenen Flächen ausweisen muss. „Nur so können wir jedem Bauinteressenten ein Angebot machen und junge Ochsenfurter wandern nicht in umliegende Gemeinden ab.“

„Was wird denn aus den Altorten der Ortsteile?“ fragte ein Zuhörer. Wenn auf der grünen Wiese neues Bauland ausgewiesen wird, sinkt der Druck auf die Innenentwicklung. Es wird immer unattraktiver alte Gebäude zu renovieren bzw. abzureißen und neu zu bauen. Wie schwierig es ist, vorhandene Baulücken und Leerstände zu aktivieren, zeigt der Beitrag eines Zuhörers, der meinte viele Menschen würden Grund und Boden für ihre Altersvorsorge vorhalten. Richtig schwierig werde es mit der Aktivierung, wenn Erbengemeinschaften keine Einigung über einen Verkauf erzielten. Tilo Hemmert findet die Innen- und Dorfentwicklung daher zwar „sehr anstrengend, aber auch sehr lohnenswert“.

Die Ergebnisse der „Allianz fränkischer Süden“ liefern hierzu einige Handlungsvorschläge, die jetzt nicht nur im Regal landen dürfen, sondern ernsthaft im Stadtrat diskutiert und angegangen werden müssen, so die Sozialdemokraten. Fest steht für Tilo Hemmert: „Wir brauchen eine intensivere Innenentwicklung.“ Die Idee zu einer Bebauung des Dümmersberg stößt bei den Bürgerinnen und Bürgern auf große Fragen. Für Fraktionssprecher der SPD-Stadtratsfraktion Bert Eitschberger ist dabei klar: „Nicht alle Menschen wollen in Altorten Häuser wiederaufbauen. Das müssen wir als Stadt bedenken und respektieren.“ Auf die Frage eines Bürgers, ob denn die Nachfrage nach Neubaugebiet so groß sei, verwies Joachim Eck auf die Nachbarstadt Marktbreit: „Die nächste Straße war noch gar nicht fertig und die Bauplätze trotzdem schon vergeben“. Zudem könne die Entwicklung am Dümmersberg abschnittsweise und auf mehrere Jahrzehnte ausgelegt werden.

Eine Zuhörerin warf ihre Bedenken zur Umweltverträglichkeit und Zeitgemäßheit eines solch großen Baugebietes auf. Schließlich befänden sich auf dem Dümmersberg wertvolle Lössböden. Bei den weiteren Überlegungen wird es daher von großer Bedeutung sein, die Versiegelung in Grenzen zu halten und ein nachhaltiges Gesamtkonzept zu entwickeln, entgegnete Bert Eitschberger. Neben den Fragen der Gestaltungsvorgaben und Bauauflagen stellten sich die Zuhörerinnen und Zuhörer außerdem die Frage der Finanzierung. Joachim Eck betont, dass für den Stadthaushalt keine Kosten bei der Errichtung des Baugebietes entstehen, sondern diese über einen Finanzdienstleister abgewickelt und aus dem Verkauf der Grundstücke gedeckt würden.

Tilo Hemmert warnte allerdings auch vor Folgekosten: „Der Dümmersberg wäre – wenn er voll erschlossen ist – mit 1400 Einwohnern unser größter Stadtteil. Wir bräuchten auch eine entsprechende soziale Infrastruktur, wie z.B. Kindergarten und ein Stadtteilzentrum.“

Zum Ende der Veranstaltung bedankte sich die SPD für die vielen Fragen, Anregungen und Meinungen der Bürgerinnen und Bürger, die sie nun in ihren Entscheidungsprozess mitnehmen möchte. Leicht wird diese Entscheidung nicht, stellte Bert Eitschberger fest: „Man darf nicht das eine tun – und das andere lassen.“

Text: Thorsten Reppert, Bert Eitschberger, Tilo Hemmert

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