Alfred Mittermeier im Ochsenfurter Bürgerkeller

22. Februar 2018

Einen Abend voller zündender Wortspiele, voller offener und versteckter Pointen, politisches Kabarett vom Feinsten erlebten rund einhundert Zuhörer im Ochsenfurter Bürgerkeller beim Aschermittwochs-Kabarett der SPD.

Ortsvereinsvorsitzende Ingrid Stryjski konnte nach Ansicht vieler Besucher mit Alfred Mittermeier einen der besten Kabarettisten vorstellen, die bisher im Bürgerkeller aufgetreten waren. Rund zwei Stunden lang feuerte der Wortakrobat eine Pointe nach der anderen ab, das Publikum kam mit dem Lachen kaum nach, ohne gleich die nächste Pointe zu verpassen.

Mit seinem Vortrag spannte er einen breiten Bogen über das politische Geschehen von Bayern über den Bund bis zur internationalen Politik Chinas, der USA und Nordkoreas. Auf den schnellen Lacher war er dabei nicht aus, seine Pointen waren teilweise so versteckt, dass sie erst bei Nachdenken ihre volle Wirkung entfalteten.

Er sah sich seine Aufgabe an diesem Abend darin, als Stallmeister auszumisten, seine Chefs, das Publikum, bei einer Art von "one-night-stand" zu unterhalten, zu richten über die Lebenden und die Toten".

Er spielte die Möglichkeit eines Austritt Bayerns aus dem Bund, einen "Bayxit" durch. Hymne und Verfassung seien ja bereits vorhanden, ein Grundgesetz leicht zu erstellen. Es müsse nur drei Artikel umfassen: "Mia san mia", "wer ko, der ko" und als drittes: "passt scho". Die zweite Aussage leite sich nicht von Barak Obamas "yes we can" und auch nicht von Merkels "wir schaffen das" ab sondern von einem Ausspruch des bayerischen Lohnkutschers Franz Xaver Krenkl aus dem 19. Jahrhundert, der die Aussage "wer ko, der ko" dem damaligen Kronprinzen Ludwig gegenüber gemacht habe, als er im englischen Garten verbotenerweise dessen Kutsche überholt habe.

Im Falle des Austritts Bayerns aus dem Bund müsste man aber auch den Euro durch die neue Währung "Diri-Dari" ersetzen. Zur Gestaltung der Geldscheine schlug Mittermeier vor, man könnte ein Bild von Papst Benedikt aufdrucken, das wäre dann ein Heiligenschein. Der Franz-Josef-Tausender wäre als Schwarzgeld geeignet und mit dem Edmund-Stoiber-Zwanziger könnte man seine Schulden abstottern.

Bayern zahle im Länderfinanzausgleich als Nettozahler erst seit dem Anschluss der neuen Länder, zahle aber seither in ein Fass ohne Boden, an dessen anderem Ende China stehe. Wenn heute die Mauer um die neuen Bundesländer noch stehen würde, (wie lange sind die eigentlich noch neu, ehe sie als gebraucht gelten?) wäre die heute tatsächlich ein antifaschistischer Schutzwall.

Überhaupt China: Wenn wir aus China eine Million billige Arbeitskräfte kommen lassen könnten, schlug er vor, könnte der Berliner Flughafen in einer Woche fertig sein, aber aus Plastik. Hätte Berlin den Zuschlag für die olympischen Spiele 2024 bekommen, hätte die Eröffnungsfeier wohl frühestens 2050 stattfinden können.

In China gibt es inzwischen alles, nur keine Menschenrechte. Für seine Aussage, letztere ertrinken allerdings auch in der EU im Mittelmeer und was nicht ertrinkt, bleibt am Grenzzaun hängen, gab es Szenenapplaus im Bürgerkeller.

Die AfD will die Ängste der Bürger teilen: "Ich will deren Ängste nicht teilen, ich brauche die nicht!" schwadronierte er. Jeder Politiker behaupte heute, er sei die Mitte. Dabei rücke die Mitte nach rechts, weil sie nicht mehr weiß, wo hinten und vorn ist. Besorgte Bürger wählen besorgniserregende Politiker zu Staatsmännern und der Bundespräsident habe inzwischen die wichtige Aufgabe übernommen, die gewählten politischen Parteien zu überzeugen, dass sie das Volk, das sie gewählt hat, tatsächlich auch regieren.

Für potentielle islamistische und andere Gefährder schlug er statt der elektronischen Fußfessel große, um den Hals gehängte Kuhglocken vor. Bei Flucht würden die sich durch lautes Läuten bemerkbar machen, das müsste man dann auch nicht mehr an die große Glocke hängen, da hingen sie ja schon dran. Burkaverbote könnte man vermeiden, wenn man die Burkas transparent machen würde. Von der Todesstrafe für Selbstmordattentäter dagegen hielt er nicht viel, die dürfte nach seiner Ansicht bestenfalls im Wiederholungsfalle zur Anwendung kommen.

Bei seinem Auftritt in Ochsenfurt balancierte Alfred Mittermeier gekonnt zwischen Politik und Alltag, legte mit einer Mischung aus Sprachwitz und Gags die Schwächen und Fehler des Tagesgeschehens bloß, focht mit Florett und Skalpell gegen das, was in Politik und Gesellschaft in den letzten Jahren schief gelaufen ist. Am Ende der Vorstellung zeigte sich sein Arbeitgeber für einen Abend, das Publikum sehr zufrieden und wohl niemand bereute den Entschluss, sich auf einen Abend mit ihm eingelassen zu haben.

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